Coachingwissen kompakt: Integrales vs. „Systemisches“ Coaching

Sehr oft werden wir gefragt: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem „Integralen Coaching“-Ansatz und dem „Systemischen Coaching“? In Coachingwissen kompakt geben wir prägnante Zusammenfassungen zu Kernfragen des Coachings. Teil 1 unserer Serie lesen Sie hier online. Weitere Folgen zu spannenden Themen aus der Coachingwelt erhalten Sie mit dem PDF von Teil 1 kostenfrei in Ihr Emailpostfach - einfach unten eintragen.

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Teil 1: Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Integralen Coaching-Ansatz und dem Systemischen Coaching

Welche unterschiedlichen systemischen Ansätze gibt es im deutschsprachigen Raum in Coaching und Beratung, wer sind die Vertreter? Und was sind ihre zentralen Thesen?

  1. Systemische Therapie und Beratung: Vertreter in Deutschland wie Fritz Simon, Gunther Schmidt und Helm Stierlin betonen die Bedeutung des sozialen Kontexts und wie dieser individuelle Probleme beeinflusst. Zentrale Thesen beinhalten das Verständnis von Problemen als Teil eines größeren Systems und die Betonung von Kommunikation und Interaktion (Teil 1 unserer Miniserie).
  2. Systemaufstellungen: Hier werden energetische Verbindungen im Raum mit Stellvertretern – Personen oder Symbolen – aufgestellt. Dies soll nicht-konstruktive Verstrickungen aufzeigen und lösen. Nicht alle systemischen Coachingschulen nutzen Systemaufstellungen. In Deutschland ist Bernd Schmid ein exponierter Vertreter. (Teil 2 der Miniserie geht um Systemaufstellungen, Grenzen und Kritik).
  3. Lösungsfokussierter Ansatz: Steve de Shazer begründete diesen Ansatz, der als Teil der systemischen Therapieformen zu sehen ist. Dieser Ansatz konzentriert sich auf das Erkennen und Verstärken von Lösungen und Ressourcen, anstatt auf Probleme. Die zentrale These ist, dass kleine Veränderungen zu großen Verbesserungen führen können. Im Laufe der Zeit revidierten Lösungsorientierte Therapeuten einige ihrer Annahmen und integrierten mehr Situations-und Problemanalyse zurück (Teil 3 der Miniserie Systemische Coaching Ausbildung Berlin).
  4. Konstruktivismus und Kybernetik: Vertreter wie Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld betonen die Bedeutung der Wahrnehmung und Interpretation von Informationen. Die zentrale These ist, dass Menschen ihre Realität auf der Grundlage ihrer individuellen Interpretationen konstruieren. Diese Ansätze sind in viele Coachingschulen eingeflossen.
  5. Organisationales Coaching: Bei diesem Ansatz steht die systemische Betrachtung von Organisationen im Vordergrund. Vertreter wie Claus Otto Scharmer und Peter Senge (beide USA) betonen die Schaffung lernender Organisationen und die Entwicklung neuer Organisationsstrukturen. (Anmerkung: Ein ebenfalls ganzheitlich-systemisches Organisationsmodell hat Guido Fiolka mit Living Organisations entwickelt)
  6. Narrativer Ansatz: Dieser Ansatz konzentriert sich auf die individuellen Geschichten und Narrative einer Person. Die zentrale These ist, dass Identität und Verhalten durch die Geschichten geformt werden, die Menschen über sich selbst erzählen. In diesem Sinne ist der Narrative Ansatz ein konstruktivistischer Ansatz. Begründer in der Persönlichkeitspsychologie sind James Birren und Dan McAdams. Vertreter in der Psychotherapie sind z. B. die US-Amerikaner Michael White und David Epston. Auch das Integrale Coaching nutzt mit der KAIROS-Methode einen narrativen Ansatz.

Einordnung: Systemische Ansätze sind in den 1970er-1990er Jahren entstanden, in einer Zeit, als Therapie und Beratung auf das Individuum in einer symptomorientierten Weise geschaut haben. Die Frage war: "Was ist krank an Herrn Schmidt, wie haben seine Kindheitserfahrungen oder gelernte Verhaltensweisen dazu beigetragen, und wie kann man ihn heilen?" Das Verdienst systemischer Ansätze ist, dass sie diese Frage erweitert und geradezu auf den Kopf gestellt haben: "Wie tragen die Prozesse und die Interaktion von Herrn Schmidt mit seinem Umfeld dazu bei, dass er Symptome entwickelt - und welche Lösungen gibt es dafür?" Diese systemische Erweiterung im Blick auf den Einzelnen hat das Integrale Coaching übernommen. Jedoch gibt es auch wichtige Unterschiede im Blick auf das Individuum und seine Gestaltungsmöglichkeiten.

Wie wird das Verhältnis von Individuum und System beschrieben? Welche Methoden werden im Integralen oder Systemischen deswegen genutzt oder eher nicht?

In systemischen Ansätzen wird das Individuum primär als Teil eines größeren sozialen Systems betrachtet. Der Einzelne wird in Beziehung zu seiner Umgebung, seinen sozialen Beziehungen und Kontexten gesehen. Für Veränderung werden Methoden wie zirkuläres Fragen, Feedbackschleifen und Veränderungen in sozialen Mustern genutzt. Weil (stabile) individuelle Merkmale als nicht existent oder weniger relevant für Veränderungen im sozialen Kontext angesehen werden spielen Persönlichkeitspsychologie oder persönliche Assessments in der Regel keine Rolle. Innerhalb der systemischen Schulen in Deutschland vertreten aus unserer Sicht z.B. Fritz Simon, Arist von Schlippe, Simon Weber und Rudi Wimmer, einen eher „puristischen“ systemischen Ansatz. Während Gunther Schmidt mit dem „hypnosystemischen“ Coaching das Individuum und seine individuellen Ressourcen aus dem Unbewussten (Unwillkürlichen) besonders in den Fokus nimmt.

Der integrale Ansatz geht von der Holon-Theorie aus. Demnach ist jede Entität sowohl ein in sich Ganzes („Holos“), als auch Teil eines größeren Kontextes („Hol-on“). Stellen Sie sich traditionelle Holzpuppen vor, die ineinander geschachtelt sind. Jede Puppe ist eine vollständige Puppe in sich und Teil der nächsten Puppen. Von diesem Ansatz her schaut Integral Development Coaching sowohl auf individuelle Denkmuster und Persönlichkeit, als auch auf Kommunikationsmuster mit anderen, bis hin zur kollektiven Zusammenarbeit in Organisationen. Vom Holon-Ansatz her nutzt das Integral Development-Coaching daher auch eine breite Palette an Methoden und Tools wie Persönlichkeits-Assessments, Diagnostik aus der Stressmedizin, das Spiral Dynamics-Modell der Bewusstseinsentwicklung, Wertearbeit, 360-Grad-Feedback zu Fähigkeiten sowie ein Lebensphasen-Coaching. Integral Development Coaching beschreibt das Individuum in 7 Feldern. Diese sind wiederum eingebettet in vier systemische Umfelder: physisch, sozial, organisational und gesellschaftlich.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Integral Development-Ansatz das Individuum differenziert beschreibt und mehr unabhängige, individuelle Agenz zuschreibt (Handlungsfähigkeit) als puristische systemische Ansätze. Für Integral Development Coaching gilt das „sowohl-als-auch“-Prinzip der Entwicklung eines Individuums im wechselseitigen Austausch mit dem System.

In der Praxis arbeiten inzwischen auch mehr und mehr „systemische“ Berater/innen mit Methoden wie Persönlichkeits-Assessments oder dem Spiral Dynamics-Modell. Das heißt, sie arbeiten eigentlich integral – ohne jedoch aus unserer Sicht dafür ein stimmiges Gesamtkonzept zu haben. Dieses stimmige Gesamtkonzept von individuellen und systemischen Einflüssen haben wir mit dem Integralen Modell der 7-Felder und den vier Umfeldern entwickelt.
Grafisch kann man den Unterschied im 7-Feldermodell so darstellen: je mehr der 7-Felder ein Coachingsystem hat, umso "integraler" ist es.

Grafisch dargestellt besteht Integral Development aus 7 Feldern und 4 Umfeldern. Puristische systemische Schulen bestehen aus einem Feld (KONZEPTE) und vier Umfeldern. Je mehr Felder eine Coachingschule explizit ausweist, um so integraler, ganzheitlicher und differenzierter betrachtet sie den Menschen.

Systemische Coaching Ausbildung Berlin

Relevanz für Klientinnen und Klienten
Wir erleben in der Praxis, dass das 7-Felder-Modell für Klientinnen eingängig, schlüssig und ganzheitlich ist. Deswegen nutzen wir es auch in Auftragsklärungen erfolgreich. In der Ausbildung gehen wir einmal über alle 7 Felder. Unsere Teilnehmenden erleben an sich und im gegenseitigen Coaching, was die 7-Felder im Coaching leisten.

Wissenschaftlichkeit und Ganzheitlichkeit
Der Integrale Ansatz zielt darauf ab, individuelle und kollektive Entwicklung zu fördern, indem er die relevanten, wissenschaftlich erforschten Facetten des menschlichen Wachstums berücksichtigt. Dazu greifen wir auf die jeweiligen wissenschaftlichen Felder zurück: aus der Psychologie, der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins, der Soziologie und Medizin. Integral Development Coaching beinhaltet Erkenntnisse aus der Stressmedizin, aus der positiven Psychologie und der integralen Philosophie.

Fazit: Integral Development Coaching ist evidenzbasiert, wissenschaftlich fundiert und ganzheitlich. Es beschreibt die Entwicklung des Individuums über die Lebensspanne im Wechselspiel  unterschiedlicher Lebensbereiche, wobei im Business-Coaching der Fokus auf den Rollen in der Arbeit liegt.

Wie Absolventinnen und Absolventen den Mehrwert unserer Integralen Coaching Ausbildung erleben, die vorher schon eine systemische Ausbildung absolviert haben, lesen Sie hier von Till Spohr, Managementberater und Coach.

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Systemische Integrale Coaching Ausbildung Berlin:

Mehr Coachingwissen kompakt erhalten? Tragen Sie Ihre Emailadresse einfach hier über diesem Absatz ⬆️ in das Textfeld ein und erfahren Sie in Teil 2-4 der Miniserie: was eigentlich „Systemaufstellungen sind“ und welche Warnungen es dazu gibt, warum „lösungsorientierte Therapien“ nach erster Euphorie zurückrudern mussten, und was die zentralen Punkte und die Kritik an den Theorien von Niklas Luhmann (systemisch) und Ken Wilber (Integraler Theorie) sind.

Literatur

Schmidt, G. (2014). Einführung in die lösungsorientierte Systemische Therapie. Carl-Auer Verlag.
Simon, F., & Weber, G. (2002). Systemisches Handwerk: Werkzeug für die Praxis. Klett-Cotta.
Schmid, B. (2015). Veränderungskompetenz von Führungskräften: Konzepte und Fallstudien. Springer Gabler.
Simon, F. (2009). Von der Kunst, sich selbst zu coachen. Klett-Cotta.

Zentrale Werke Integraler Philosophen und Coachingsschulen

Wilber, K. (1999). Eine kurze Geschichte des Kosmos. Insel Verlag.
Fiolka, G., & Wagner, U. (i. Dr. 2024). Integral Development Coaching. Springer Nature.

Hinweis: Diese Texte wurden zum Teil mit Unterstützung von ChatGPT 3.5 erstellt. Fachexpertin für die Prompts sowie für Korrekturen war Dr. Ursula Wagner (05.11.2023).

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