‍♀️‍➡️Pause ohne schlechtes Gewissen? DAS sind deine zwei Feinde.

‍♀️‍➡️Pause ohne schlechtes Gewissen? DAS sind deine zwei Feinde.

Summeredition Teil 2.

 

Guten Tag oder guten Abend,

bei einigen von von euch hat nicht nur der Sommer begonnen, sondern auch die Ferienzeit. Dazu passt die Summeredition Teil 2: Recharge: Warum Nichts-Tun so wertvoll ist.

In Teil 1 habe ich über den Gehirn-Hintergrund der Pause geschrieben, das Default-Mode-Network (DMN), das Pausen braucht, wie empfindliche Blumen das Wasser, um im Gehirn selbst aufzuräumen. Und als psychisches Hygienefaktor, damit wir uns immer wieder spüren: wer bin ich?

Dass Pausen wertvoll sind, das liegt eigentlich auf der Hand.

Doch nicht mal im Urlaub ist es immer einfach, ganz abzuschalten. Wer Familie hat, für den hört das Organisieren rund um Kinder oder zu pflegende Angehörige nicht auf. Wer Unternehmer/in ist, muss in Notfällen (sogar rechtlich) ansprechbar sein. Allerdings könnten wir dann ja wieder abschalten. Warum fällt einem das oft so schwer?

Weil diese faktischen Gründe nicht die Ursache sind, warum uns „Pause machen“ nicht gelingt. Diese Gründe liegen in uns und um uns herum: im Menschen, in unserer Kultur

Kultur und innere Antreiber – die beiden Feinde der guten Pause

Die Pause als kultureller Lebensquell und Widerstand
Philosophisch betrachtet ist die Pause viel mehr als Erholung. Sie ist Anfang. In der biblischen Schöpfungsgeschichte wird der siebte Tag der Schöpfung als erster Tag der Woche geheiligt. Gott machte Pause. Er hielt inne und „sah, dass es gut war“. „Gott hätte die Pause nicht gebraucht. Er hatte genug Kraft“, schreibt der Journalist Tobias Hürter in seinem sehr lesenswerten Artikel Die Weisheit der Pause (siehe Quellen unter meiner Signatur).

Die Schöpfungsgeschichte zeigt auf, dass Pausen zum Rhythmus der Schöpfung selbst gehören.

Der Philosoph Ralf Konersmann sieht in unserer Kultur ein zwiespältiges Verhältnis zur Pause (siehe in Hürther). In der griechischen Philosophie, vor allem bei den Stoikern, war die Muße ein Wert an sich. Sie galt sie als Voraussetzung für Reflexion und Denken.

Im digitalen Zeitalter erscheint die Muße häufig nur noch als „Regenerationspause“, als funktionale Unterbrechung. Wir müssen uns für Pausen rechtfertigen: Sie sollen der Regeneration dienen, damit wir anschließend wieder „performen“ können. Daher gibt es auch eine ganze „Regenerations-Industrie“.

Zeit ist Geld“ – ein Satz, der uns bis heute atemlos macht

„Zeit ist Geld.“ Dieser Satz ist uns so vertraut, dass wir ihn kaum noch hinterfragen. Er wurde von niemand Geringerem als Benjamin Franklin formuliert – einem der Gründerväter der USA. Das war 1748 – ist also schon ein wenig her .

Franklin war nicht nur einer der ersten Präsidenten der USA, er war auch Unternehmer und Verfechter protestantischer Arbeitsethik.

 Was damals als Ratschlag an junge Geschäftsleute gemeint war, hat sich längst in unser kollektives Unterbewusstsein eingebrannt. Und es wirkt als das, was wir innere Antreiber nennen: unbewusste neuronal gespeicherte Sätze, die unser Handeln steuern, ohne dass wir uns darüber bewusst sind.

Und das ist ein Problem.

Denn was macht dieser Gedanke mit uns – heute im digitalen Zeitalter und gerade in der Lebensmitte?

Wer ständig rechnet, ob sich eine Stunde „lohnt“, verliert oft den Zugang zu dem, was sich nicht in Geld messen lässt: Tiefe, Regeneration, Kreativität, Verbundenheit.

In der Longevity-Forschung und auch in unserer Community von JMLS wird deutlich: Nicht jede produktive Stunde bringt uns weiter. Manchmal ist es die scheinbar „leere“ Zeit – die Pause, der Blick ins Offene, das bewusste Nicht-Tun – die die größte Wirkung entfaltet. Das ist inzwischen ja sogar wissenschaftlich bewiesen (Siehe Teil eins meiner Summeredition zum Default Mode Network).

Gesundheit und Langlebigkeit entstehen nicht im Dauerlauf, sondern im Rhythmus.

Vielleicht ist es Zeit für eine neue Formel:
„Zeit ist Leben.“ Und das will gestaltet, nicht nur genutzt werden.

Deep Dive: Pausen als Selbstdisziplin und Selbstwachstum

Noch tiefer können wir das begreifen, wenn wir noch einmal in die philosophisch-religiöse Bedeutung der Pause schauen.

Den spirituellen Sinn der Pause beschreibt in der jüdischen Tradition der Rabbiner Abraham Joshua Heschel in seinem Buch Der Sabbat. Seine Bedeutung für den heutigen Menschen (in: Tobias Hürther – siehe Quellen).

Der Sabbat, sagt Heschel, der 1939 vor der Bedrohung in Polen in die USA fliehen musste, ist kein Mittel zum Zweck. Er ist eine Zeit ohne Wozu.

„Der Mensch ist kein Lasttier, und der Sabbat ist nicht dazu da, die Effizienz seiner Arbeit zu steigern. Sechs Tage in der Woche versuchen wir, die Welt zu beherrschen. Am siebten Tag versuchen wir, das Selbst zu beherrschen. (Hürther S.26)“. Das busy Selbst nämlich.

„Ich brauche mal eine Pause“ sagen wir oft, wenn wir nicht mehr können. Vielleicht sollten wir es sagen, bevor es so weit ist. Vielleicht ist es Zeit, Pause neu zu lernen.

Ich möchte dich ermutigen: Pausen sind keine Schwäche. Sie sind eine Einladung: zu einem Moment reinen Seins. Ohne Funktion. Ohne Ziel. Und sie sind auch ein wenig Widerstand: Gegen die Herrschaft von Effizienz, Beschleunigung und Zweckmäßigkeit, der wir so oft im Alltag unterliegen.

Und deswegen geht es in Teil 3 meiner Sommeredition um eine der wirksamsten Arten der Pause: die Mikropause im Tagesverlauf. Warum sie das Nervensystem reguliert und wie ihr sie in euren Alltag integriert.

Bis dahin wünsche ich euch immer wieder kurze Pausen mit Füßen im Gras, im Sand oder in Wanderschuhen – mit oder ohne Urlaub. Hab eine phantastische Zeit, herzlich, Ursula

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Quellen Teil 2: Mach mal Pause.

Hürter, Tobias: Die Weisheit der Pause. ZEIT Wissen. Nr. 04 Juli/August 2025. S.18-S.27.
Ein sehr empfehlenswerter Artikel mit wundervollen Tuschezeichnungen einer französischen Künstlerin, die ich leider aus rechtlichen Gründen hier nicht abdrucken darf. Sehenswert – und an sich schon eine Pause, sie anzuschauen.