Summeredition Teil 1 – und letzte Aufnahmegespräche Health Coach im August
Guten Tag oder guten Abend,
der letzte Powerlunch vor der Sommerpause am 16.07. mit Prof. Jörg Kriegsmann zum Thema Genetik war sehr gehaltvoll. (Die Folien kommen noch – Du erhältst die Folien und die Aufzeichnung immer persönlich ins Postfach, wenn du dich vorher auch angemeldet hast Einladungen gibt es immer hier im Blog!).
Und ein ganz herzliches Willkommen für alle neuen Leserinnen (und Leser) im JMLS-Blog aus meinen letzten Events (Lifesummit Berlin, GSAAM, Meentzen-Kongress, LadiesDrive Lunch& Learn). Du/ihr kommt gerade in unsere Sommeredition-Zeit im Blog⛱️.
Der Powerlunch geht zwar in die Sommerpause bis September. Nicht aber der Blog. Hier startet die Summeredition: „Recharge – Warum Nichts-Tun so wertvoll ist“ in drei Teilen. Plus zwei Posts zu „My journey“ über meine Gesundheitsroutinen. Die Summeredition liefert euch etwas längere Posts mit viel Content. So zum gemütlichen Lesen. Denn das ist gut für´s Gehirn!
♀️Mach mal Pause. Teil 1: Die unterschätzte Kraft des Innehaltens
Eine Mittagspause. Eine Denkpause. Eine Regenerationspause. Eine Beziehungspause. Eine Pause vom Lesen, vom Reden, vom Tun. Oder die größte Pause des Jahres: der Urlaub. All diese Pausen kennen wir. Oft vergessen wir die kleinen, unscheinbaren Schwestern der Pause: die Mikropausen.
Eine Minute einfach nur aus dem Fenster schauen. Ein bewusster Atemzug. Ein Tagtraum. Und dann gibt es noch die ganz verpönte große Schwester der Pause: die Langeweile. Doch selbst die hat einen hohen Wert: sie gebiert oft kreative Ideen.
Warum brauchen wir Pausen? Weil wir keine Maschinen sind. Weil unser Gehirn kein Dauerleistungsorgan ist. Weil nicht ständige Reaktion, sondern rhythmisches Wechselspiel von Input und Ruhe unser Nervensystem gesund hält.
Was im Gehirn passiert, wenn wir nichts tun
Sobald wir die Aufmerksamkeit abziehen, schaltet unser Gehirn in einen Zustand, den die Neurowissenschaft das „Default Mode Network“ (DMN) nennt. Es wurde Anfang der 2000er-Jahre eher zufällig entdeckt, als der US-Neurologe Marcus Raichle bemerkte, dass das Gehirn auch im Ruhezustand sehr aktiv ist. Das DMN ist besonders dann aktiv, wenn wir nicht auf eine konkrete Aufgabe fokussiert sind – also beim Dösen, Tagträumen, Spazieren ohne Ziel oder wenn wir einfach nur daliegen (alle Quellen unter meiner Signatur).
Bei DMN ist nicht nur ein Gehirnareal beteiligt, sondern mehrere Bereiche. Zu den wichtigsten Regionen gehören:
- der mediale präfrontale Cortex mPFC (im Stirnbereich, eher vorn): zuständig für Selbstreflexion und Zukunftsvorstellungen
- der posteriore cinguläre Cortex, PCC (im Gyrus cinguli, mittig und hinten): zuständig für das autobiografische Gedächtnis und innere Aufmerksamkeit
- der precuneus (Teil des Scheitellappens, hinten oben in der Mitte): spielt eine Rolle beim inneren Bild, bei der Ich-Identität und der mentalen Navigation
- der temporoparietale Übergang (seitlich, zwischen Schläfen- und Scheitellappen): beteiligt an Empathie, Perspektivwechsel und sozialem Denken
Besonders interessant ist die Beteiligung des PCC (posteriorer cingulärer Cortex) :
- Der PCC ist aktiv, wenn wir über uns selbst nachdenken, autobiografische Erinnerungen abrufen oder in „Gedankenreisen“ versinken.
- Er ist weniger aktiv, wenn wir stark nach außen gerichtet oder in fokussierter kognitiver Arbeit sind.
Das DMN-Netzwerk verarbeitet also innere Erfahrungen, verknüpft Erinnerungen, bewertet Erlebtes, integriert Emotionen und stiftet Bedeutung. Es ist die Wiege von Selbstvergewisserung und Zukunftsvorstellungen. Neurowissenschaftler sprechen deshalb vom „psychischen Immunsystem“ – weil das DMN dazu beiträgt, Erfahrungen emotional einzuordnen und mentale Balance wiederherzustellen.
Zugleich beschreibt die Attention Restoration Theory von Rachel und Stephen Kaplan – Naturpsychologie-Forscher der University of Michigan -, dass sich unsere gerichtete Aufmerksamkeit nur durch Phasen ungerichteter, sanfter Wahrnehmung regenerieren kann – z. B. beim Blick ins Grüne oder beim bewussten Nichtstun.
Eine Studie von Andreas Kleinschmidt (Uniklinik Frankfurt) zeigt, dass Menschen in Phasen des Leerlaufs besonders viele Ideen entwickeln. Die Aktivierung des Default Mode Network fördert das kreative Denken, weil sie neue Kombinationen und Muster entstehen lässt. Eine andere Studie (Schooler et al., 2011) fand heraus: Wer während einer monotonen Aufgabe in Tagträume abdriftet, löst im Anschluss mehr kreative Aufgaben.
Und hier ein kleiner Q&A zum DMN:
Läuft das DMN auch im Schlaf, z. B. beim Träumen?
- Ja, aber differenziert.
- Während des REM-Schlafs (Traumphase) ist das DMN teils aktiv, insbesondere in Bereichen, die mit autobiografischem Gedächtnis und Vorstellungskraft zu tun haben.
- Allerdings ist es nicht identisch mit dem wachen Ruhezustand: Andere Netzwerke wie das Salienznetzwerk oder das Frontoparietale Netzwerk arbeiten je nach Schlafphase mit oder gegen das DMN.
- Studien zeigen: Das DMN ist im REM-Schlaf moduliert, nicht „voll eingeschaltet“ wie im Tagträumen. (Quelle: Domhoff et al. 2015)
Deep Dive – neueste Forschung zum DMN
Neuere Studien zeigen:
Das DMN ist evolutionär tief verwurzelt: Bereits bei Primaten und anderen Säugetieren lassen sich DMN-ähnliche Aktivitäten nachweisen. Das legt nahe, dass dieses Netzwerk eine grundlegende Rolle für Bewusstsein, Selbstorientierung und mentale Simulation spielt (Buckner & DiNicola, 2019).
Anatomische Vielfalt: Das DMN ist kein homogener Bereich, sondern besteht aus spezialisierten Subnetzwerken. Neue Studien zeigen, dass bestimmte Teilregionen stärker mit sensorischen Informationen, andere eher mit emotionalem oder autobiografischem Denken verbunden sind (Yeo et al., 2024).
Entwicklung im Lebenslauf: Schon bei Kleinkindern ist das DMN messbar aktiv. Es reift über Kindheit und Jugend und korreliert mit der Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und Vorstellungskraft.
Diese neuen Einsichten machen deutlich: Das DMN ist nicht nur ein „Ruhezustand“, sondern ein Fundament unserer mentalen Innenwelt – tief verwurzelt in Biologie, Biografie und Kultur. Es ist das Immunsystem unserer mentalen Gesundheit!
In Teil 2 der Summeredition geht es um die kulturelle und evolutionäre Bedeutung der Pause.
In Teil 3 erfahrt ihr mehr über die wirksamste Art der Pause: die Mikropause im Tagesverlauf. Warum sie das Nervensystem reguliert und wie ihr sie in euren Alltag integriert.
In diesem Sinne wünsche ich wundervolle kleine Tagtraumpausen für dich in dieser Woche!
Herzlich, Ursula
P.S. Mehr Infos und neue Testimonials von Absolventinnen der Weiterbildung findest du hier auf der Landingpage.
Verändere die Gesundheit und Lebensenergie von dir selbst und anderen Menschen!
Quellen Teil 1: Mach mal Pause.
Brewer, J. A., Worhunsky, P. D., Gray, J. R., Tang, Y. Y., Weber, J., & Kober, H. (2011). Meditation experience is associated with increased default mode network activity and connectivity during rest. Proceedings of the National Academy of Sciences, 108(50), 20254–20259.
https://doi.org/10.1073/pnas.1112029108
Buckner, R. L., & DiNicola, L. M. (2019). The brain’s default network: updated anatomy, physiology and evolving insights. Nature Reviews Neuroscience, 20, 593–608. https://doi.org/10.1038/s41583-019-0212-7
Domhoff, G. W., & Fox, K. C. R. (2015). Brain networks and mind wandering: A new approach to dream research. Trends in Cognitive Sciences, 19(12), 630–638. https://doi.org/10.1016/j.tics.2015.08.005
Hürter, Tobias: Die Weisheit der Pause. ZEIT Wissen. Nr. 04 Juli/August 2025. S.18-S.27.
Ein sehr empfehlenswerter Artikel mit wundervollen Tuschezeichnungen einer französischen Künstlerin, die ich leider aus rechtlichen Gründen hier nicht abdrucken darf. Sehenswert – und an sich schon eine Pause, sie anzuschauen.
Kaplan, R., & Kaplan, S. (1989). The Experience of Nature: A Psychological Perspective. Cambridge University Press. Link zur Verlagseite
Kleinschmidt, A., et al. (2010). Spontaneous brain activity and cognitive function. Nature Reviews Neuroscience, 11, 100–111. https://doi.org/10.1038/nrn2756
Raichle, M. E., et al. (2001). A default mode of brain function. Proceedings of the National Academy of Sciences, 98(2), 676–682. https://doi.org/10.1073/pnas.98.2.676
Schooler, J. W., Smallwood, J., Christoff, K., Handy, T. C., Reichle, E. D., & Sayette, M. A. (2011). Meta-awareness, perceptual decoupling and the wandering mind. Trends in Cognitive Sciences, 15(7), 319–326. https://doi.org/10.1016/j.tics.2011.05.006
Yeo, B. T. T., et al. (2024). Revisiting the architecture of the default mode network with ultra-high-resolution imaging. Nature Neuroscience, 27, 245–257. https://doi.org/10.1038/s41593-024-01868-0
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